Ein äußerst seltener Seeadler wurde im niederösterreichischen Zistersdorf bei Mistelbach aufgefunden, als er verkrampft und flugunfähig auf einem Feld saß. Die Polizeidienststelle Zistersdorf hatte die Experten von der Eulen- und Greifvogelstation (EGS) in Haringsee über den leidenden Greifvogel informiert.
Die Mitarbeiter von der Greifvogelstation untersuchten den Seeadler gleich vor Ort, er war bereits total geschwächt. Äußerlich sichtbare Verletzungen wurden keine festgestellt, dafür aber ein sehr auffällig voller Kropf. Daher wurde das Tier in die Vogelklinik der Veterinärmedizinischen Universität Wien gebracht.
Erfolgreiche Behandlung
Dort entfernten die Tierärzte aus dem Adler-Kropf schließlich verweste Reste von Nahrung; Vermutlich hatte der Adler bakteriell stark kontaminiertes Aas gefressen. Der Kropf musste insgesamt sechs Mal gespült werden. Nach der Erstversorgung wurden die Symptome des Seeadlers auch intensiv behandelt. Zurück in der Greifvogelstation erholte sich der Vogel in einer großen Flugvoliere. Die Experten überprüften täglich, wie seine Genesung voranschritt. Ziel war es von Anfang an, ihn so schnell wie möglich wieder in seinen natürlichen Lebensraum zurück zu bringen.
Greifvogel wird wieder ausgewildert
Wie Brigitte Kopetzky von VIER PFOTEN meldete, wird der Seeadler morgen um 11 Uhr wieder zu seiner Partnerin in Zistersdorf gebracht, wo sie gemeinsam brüten. Es ist das einzige Brutpaar in Österreich, das fernab von Gewässern lebt. Der Seeadler ist mit 2,5 Metern Flügelspannweite Europas größte Adlerart und wurde im 19. und 20. Jahrhundert fast gänzlich ausgerottet. In Österreich gibt es seit 2001 wieder erfolgreiche Brutpaare. 2015 wurden hierzulande 24 Brutpaare gezählt, die insgesamt 24 Junge groß gezogen haben. Trotz des allgemein positiven Trends ist der Bestand an Brutpaaren immer noch recht klein. Die Arbeit der EGS trägt dabei viel zum Tier- und Artenschutz bei.
Foto: EGS